Zur Geschichte des Farbenschlages Gelb-schwarzgerieselt bzw. dessen Wiederentstehung

Eine Dokumentation des Wiedererzüchters


Von Professor Dürigen als unser anscheinend einzigem "Schaufenster" zu diesem Thema bis ins 19. Jahrhundert zurück,erfahren wir in seiner "Geflügelzucht" in verschiedenen Auflagenbis 1922, dass es neben 10 weiteren Farbvarianten beim Krüperhuhn dereinst auch die Spielart "Gelbriesel" gegeben haben muss. Allerdings hinterließ uns paradoxerweise nur dieses eine Wort, und somit keinerlei Anhaltspunkt, wie dieses Farbbild letztendlich ausgesehen haben dürfte.

Intensive Nachforschungen "querbeet" durch die gesamte erhalten gebliebene Fachliteratur der Vergangenheit, namentlich und dankenswerterweise besonders durch unseren 2. SV-Vorsitzenden
Hans-Joachim Güntherodt vorangetrieben, lieferten uns leider keinerlei weitere Erkenntnisse zum tatsächlichen Aussehen dieser einstigen "Gelbriesel".

Als ich Anfang der 90-er Jahre die ebenfalls viele Jahrzehnte verschwundenen Gelben mit Hilfe eines weißen Krüperhahns und einer rein gelben, aber tief blauläufigen Sachsenhenne wiedererzüchten wollte, erhielt ich auf den ersten Blick in der 1. Generation zwei Varianten von Eintagsküken: zum einen eher erwartungsgemnäß etwa je zur Hälfte gelblich und gräulich weiß Gefärbte, zum anderenund fürmich ziemlich überraschend aber auch solche mit intensiver und durchgängiger Kastanienfarbe. Bevor ich diese als vermutlich unbrauchbaraussortieren konnte, erschien mit der ja frühzeitigen Bildung von Schwungfederchen plötzlich ein rein gelbes Flügeldreieck,womit ich auf das Ausmerzen der Tiere sofort verzichtete!

Bei der weiteren Gefiederbildung bzw. Ausfärbung dieser 1. Generation stellte sich heraus, dass die urprünglichen Gelb-weißlichen sogar letztlich weniger Gelbanteil im Gefieder hatten als die originär Kastanienbraunen. Unter Letzteren drängte sich eine einzelne Junghenne mit ganz eigenem Farbbild quasi immer mehr in mein Bewusstsein, bis es mir irgendwann "wie Schuppen von den Augen fiel": dieses Tier war - auf gelber Grundlage (das belegte der reingelbe Hals) im gesamten Mantelgefieder regelmäßig und ganz fein schwarzgerieselt, alsonach Dürigens Sprachgebrauch höchstwahrscheinlich "gelbriesel"!!!

Nach unserem heutigen Sprachgebrauch im Bemühen um konkrete Farbvarianten-Benennung also gelb-schwarzgerieselt.

Nach dieser Erkenntnis verpaarte ich das Tier mit einem Bruder aus der kastanienbraun geschlüpften Variante und erhielt sofort etliche genau so oder ähnlich gut gefärbte Töchter wie die Mutter.
Genau sowie unsere gedobbelten Krüper als dunkelste Abwandlung der Hamburger-"Lackung" (-Tupfung) sind auch die Gerieselten letztlich den Sprenkelrassen zuzuordnen. Zwar entspricht die Rieselung durchaus der Bankiva-Wildfärbung bzw. unserer klassischen gold- und rebhuhnhalsigen Rassen, aber die gelb-schwarzgerieselten Krüper weisen sich zum einen in Ermangelung einer klassischen "Lachsbrustfärbung" dieser Farbvarianten und des Wildhuhns, zum anderen durch die vom Farbbild des Bankivahuhnes völlig abweichende Farbgebung ihrer Hähne unzweideutig als Vertreter der Sprenkelsippe aus. Wobei ich bislang nicht ausmachen konnte, ob der imMantelgefieder weitestgehend zeichnungslose Rieselhahn à la z.B. Hamburger Silbersprenkel- oder Ostfriesische Goldmövenhahn der bessere Zeichnungsvererber ist oder derjenige mit erkennbarer bzw. partieller Mantelrieselung analog eines Brakel- oder Westfälischen Goldtotlegerhahns.
Jedenfalls traten bislang und treten weiterhin beide Versionen auf - zum einen ein Hinweis darauf, dass es wohl in beiden Fällen "funktionieren" würde, zum anderen schlichtweg Folge davon, dass ich bislang weder die eine noch in die andere selektiert habe. Wobei ich zum Zeitpunkt einer Festlegung wohl eher zur Mantelzeichnung wie bei beim Brakel-oder Totlegerhahn tendieren dürfte. Schon dem damit verbundenen kontrastreichen Farbbild zuliebe.

In den letzten Generationen gelang es mir den sich abzeichnenden Inzuchtdespressionen nicht zuletzt durch die Zuhilfenahme von Goldbrakeln entgegen zu wirken. Jedenfalls besteht momentan eine Zuchtbasis, die es vom genetischen Potential her sicherlich ermöglichen würde, ausreichende Qualität für ein erfolgreiches Anerkennungsverfahren anzugehen. Abschließend möchte ich in aller Deutlichkeit festhalten, warum ich den Gelb-schwarzgerieselten  einen absoluten Sonderstatus unter allen 11 Traditionsfarben der Krüper einräume:
Alle 10 anderen Spielarten kommen auch bei anderen Rassen vor bzw. wären beim Verschwinden folglich mit Fremdhilfe relativ "leicht" zu regenerieren.
Einzig das Farbbild Gelb-schwarzgerieselt ist von keiner anderen Rasse zumindest der klassischen Rassegeflügelregionen Europas, Nordamerikas und Australiens bekannt und somit, nach der eingangs beschriebenen zufälligen Wiederentstehung, bei abermaligem Scheitern unserer Erhaltungsbemühungen wohl endgültig zum Untergang verurteilt.

 

Rüdiger Wandelt
Zuchtwart im Sonderverein