bettina Stritz' hervorragende   Öffentlichkeitsarbeit Süden der Republik


Schwäbisch Gmünd | Mittwoch, 12. Juni 2013

Zu Gast bei Bargauer Kleintierzüchtern und bei Bettina Stritz mit ihrer Krüper-Schar

„Einer Schar Krüper auf einer blühenden Wiese beim Scharren zuzuschauen ist eine Augenweide“. Hühnerzüchterin Bettina Stritz aus Bargau lacht und führt aus, dass man ihre Hühnerrasse einfach mögen muss.

 

GMÜND-BARGAU. Die gut 600 Jahre alte Kleinhuhnrasse lernte sie 2010 im Rhein-Sieg-Kreis nahe Bonn kennen. Sie wird auf der „Roten Liste“ der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) unter der Kategorie „extrem gefährdet“ gelistet – seltener geht´s nicht. Bei der letzten Bestandserhebung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung wurden nur 73 Hähne und 302 Hennen in allen Krüperfarbschlägen gezählt, in Bettina Stritz´ Farbschlag „gesperbert“ gar nur noch sieben Hähne und 28 Hennen.
Für dieses Jahr sieht es da besser aus. Vor allem bei den gesperberten Krüpern.
Auf der Anlage des Kleintierzuchtvereins Bargau, in einem wahren Hühnerparadies, hält die gebürtige Bargauerin ihre gesperberten Krüper seit Frühjahr 2012 und daneben noch die indische Hühnerrasse Asil sowie Kaninchen der Rasse Kleinsilber im Farbschlag gelb. Zuvor hatte sie ihre Krüper im heimischen Garten und kam dann als einzige Frau als Züchterin auf die Anlage, wo sie sich inmitten der immer hilfsbereiten Männergesellschaft sehr wohl fühlt.
Jetzt hat sie erfolgreich 21 putzmuntere Küken im Alter von sechs Tagen bis fünf Wochen ausgebrütet und freut sich mit Vereinsvorsitzendem Joachim Altmühl über die Bereicherung auf der Anlage. Altmühl: „Eine Züchterin – und dann auch mit eigenen Ideen – das hat uns natürlich gutgetan.“ Ein alter Hase in Sachen Hühnerzucht auf der Bargauer Anlage ist Frank Giesin. Er ist im vergangenen Herbst Landesmeister mit seinen rebhuhnfarbigen Zwergdresdner, einer Hühnerzüchtung der Nachkriegszeit, geworden. Daneben züchtete und züchtet er erfolgreich Hühner der Rassen Orpington, Italiener und Bielefelder Kennhuhn. Er hat in seinen gut 25 Züchterjahren schon jede Menge Pokale und Preise auf Geflügelschauen in nah und fern eingeheimst. Durch den Neueinzug der Krüper wurde er auch auf die alten und gefährdeten Rassen aufmerksam und legte sich die als „gefährdet“ eingestufte Rasse Lakenfelder zu. Ein elegantes Huhn mit schwarzem Kopf, Hals und Schwanz, während der Rest weiß befiedert ist. Somit wurde der Bargauer Kleintierzuchtverein schon einmal zu einer „Mini-Arche“ für zwei gefährdete Hühnerrassen.

„Das Thema alte und gefährdete Rassen ist für jedermann interessant, der sich für die Herkunft seiner Lebensmittel und die Haltungsbedingungen von Nutzvieh interessiert“, sagt Bettina Stritz. So ist sie auch zur Krüperhaltung gekommen.
Was würden wohl die Krüper denken, wenn sie wüssten, dass sie Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen sind? Am Bruno-Dürigen-Institut, einem Wissenschaftlichen Geflügelhof im rheinischen Rommerskirchen, begann im Mai 2013 als Pilotprojekt die Kryokonservierung von Krüpererbgut. Wegen des hohen Grades ihrer Gefährdung wird Krüpererbgut in –196 Grad Celsius kalten Stickstoff tiefgefroren. Damit soll der genetischen Verarmung von alten Rassen vorgebeugt werden. Gefördert wird diese Maßnahme durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMLEV), fachlich vertreten durch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung mit Sitz in Bonn.

„Viele Menschen wissen um das Artensterben weltweit. Dass davon aber auch heimische Nutztierrassen betroffen sind, wissen nur wenige“, erklärte die begeisterte Hühnerhalterin Stritz, die auch Mitglied im Sonderverein der Krüperzüchter ist. Vom heutigen Ehrenvorsitzenden Erich Lindsiepe aus Sankt Augustin im Rheinland hatte sie ihre ersten Hennen und Hahn Alarich, sozusagen den Stammvater ihrer Krüperzucht, bekommen.
Triebfeder ihrer Freizeitbeschäftigung mit den Hühnern sind neben den rund 55g wiegenden weißschaligen schmackhaften Eiern die Öffentlichkeitsarbeit für eine solche Rasse, der Einsatz für ein intaktes dörfliches Wohnen, zudem Nutztiere, die wie früher üblich, zugehören sollten, außerdem das Engagement für artgerechte Haltung. „Laubsauger sind gesellschaftsfähig. Bei einem Hahn sieht das schon anders aus“, sagt sie. Dabei sei der Hahnenschrei für sie wahrer Ausdruck ländlicher Idylle und gehöre für sie zu einem gelungenen Tag. Die Bargauer Kleintierzüchter sind sich sicher, dass auch und gerade im 21. Jahrhundert Menschen jeden Alters und Berufs wieder aus den unterschiedlichsten Motiven Hühner halten und züchten wollen.(Quelle: remszeitung.de)